Von der Landwirtschaft zum europaweit agierendem Lohnunternehmen | Aktuelle Nachrichten und Informationen

Betriebsbesuch in Höltinghausen: Hof Hackstedt beeindruckt mit moderner Spedition und regionaler Verbundenheit

Von der Landwirtschaft zum europaweit agierendem Lohnunternehmen

Einen eindrucksvollen Einblick in ein wachsendes Familienunternehmen erhielten kürzlich Bürgermeister Michael Fischer, Kämmerer Bernd Michael Lüske und Erster Gemeinderat Reiner kl. Holthaus beim Besuch des Hofes Hackstedt in Höltinghausen. Clemens und Alexander Hackstedt stellten ihren Betrieb vor, der sich längst von einem klassischen landwirtschaftlichen Hof zu einem modernen Speditions- und Dienstleistungsunternehmen entwickelt hat.

Mit einem klar strukturierten Aufgabenbereich führen Vater und Sohn den Betrieb gemeinsam und beschäftigen derzeit 25 festangestellte Mitarbeitende sowie 25 Aushilfen. Unterstützt werden sie im Büro von Nadine und Marion Hackstedt, die mit viel Engagement die organisatorischen Abläufe koordinieren. Bereits bei der Ankunft staunten die Gäste über den imposanten Fuhrpark, der nicht nur durch seine Größe, sondern auch durch sein einheitliches Design auffiel. „Wir brauchen keine weiteren Farben, wenn es doch Schwarz gibt“, erklärte Juniorchef Alexander Hackstedt mit Blick auf die durchgängig schwarze Gestaltung der Fahrzeuge.

Der Betrieb erstreckt sich auf einer Fläche von rund 2,5 Hektar, doch auf dem Gelände ist nur ein Teil des umfangreichen Fuhrparks sichtbar. Neben einem der größten Mähdrescher im Landkreis Cloppenburg gehören elf Zugmaschinen, 13 Traktoren und zahlreiche Spezialauflieger zur Ausstattung.

Nur noch etwa ein Viertel der betrieblichen Tätigkeit entfällt auf die klassische Landwirtschaft. Der Schwerpunkt liegt heute auf dem Transport von Getreide, dem Handel mit Nährstoffen, Getreide und Stroh sowie auf Speditionsdienstleistungen. Letztere machen inzwischen die Hälfte des Gesamtumsatzes aus – auch dank der großen Nachfrage lokaler Kunden, die die regionale Nähe zu schätzen wissen. Gleichzeitig ist das Unternehmen europaweit im Einsatz.

Ein weiteres Standbein ist ein eigenes Umschlaglager, das unter anderem von Fleischunternehmen als Lagerfläche genutzt wird. Um möglichst unabhängig agieren zu können, verfügt der Hof über eine eigene Werkstatt, eine Waschanlage sowie eine eigene Getreidetrocknung.

Die Gemeinde Emstek zeigte sich beeindruckt vom hohen Maß an Eigenleistung, Innovationskraft und regionaler Verwurzelung. „Es ist beeindruckend zu sehen, wie sich der Hof Hackstedt in den vergangenen Jahren entwickelt hat und dabei stets fest in unserer Gemeinde verankert geblieben ist“, betonte Bürgermeister Fischer. Die Gemeinde bedankt sich für den offenen Austausch, die gelebte Gastfreundschaft und das tägliche Engagement. Für die Zukunft wünscht sie dem Unternehmen weiterhin viel Erfolg – in Emstek und darüber hinaus.

Die Verwaltungsspitze aus Emstek interessiert sich jedoch nicht nur für Strukturen, Abläufe und Prozesse der örtlichen Unternehmen. Für sie ist es auch von besonderer Bedeutung, von Herausforderungen und Problemen, aber auch von Wünschen und Verbesserungsvorschlägen der Verwaltung und Politik zu erfahren, da nur so das Miteinander von Gemeinde und Unternehmen stetig verbessert werden kann – denn wie sagte einst der Dichter Johann Wolfgang von Goethe: „Man gewinnt immer, wenn man erfährt, was andere von uns denken“.

Aus diesem Grund wollten sie im Rahmen ihres Besuches von Familie Hackstedt wissen, welche Herausforderungen sie in Ihrem Geschäftsbereich sieht und was sie sich seitens der Gemeinde Emstek wünschen würde:

Frage 1: Wie ist die Situation in Eurer Branche aktuell? Was ist momentan ein großer Vorteil und was ein Nachteil?

„Aktuell ist die Lage in unserer Branche sehr positiv: Wir verzeichnen volle Auftragsbücher, verfügen über ausreichend qualifiziertes Personal und können unseren Kunden weiterhin attraktive, auskömmliche Preise anbieten.

Ein großer Vorteil ist unser breit aufgestelltes Dienstleistungsprogramm – das sorgt für eine konstante Auslastung und ermöglicht es uns, flexibel auf die Anforderungen des Marktes zu reagieren.

Ein Nachteil zeigt sich allerdings in Spitzenzeiten: Dann kann es personell eng werden, insbesondere bei kurzfristigen Anfragen oder parallellaufenden Großprojekten. Hier sind eine gute Planung und ein flexibles Team besonders gefragt.“

Frage 2: Vor welchen Herausforderungen wird Euer Unternehmen in den nächsten 5 Jahren stehen?

„In den kommenden fünf Jahren sehen wir mehrere zentrale Herausforderungen auf uns zukommen.

Zum einen ist der forcierte Wechsel zu alternativen Antriebskonzepten schwer vorhersehbar – sowohl was die Geschwindigkeit der Umstellung betrifft, als auch die tatsächliche Akzeptanz am Markt. Diese Unsicherheit erschwert langfristige Planungen und Investitionen.

Zum anderen beobachten wir einen strukturellen Wandel in der Landwirtschaft: Viele kleinere Betriebe geben auf, während größere Betriebe zunehmend Aufgaben selbst mechanisieren. Das verändert nicht nur unsere Kundenstruktur, sondern stellt auch neue Anforderungen an unser Dienstleistungsangebot und unsere strategische Ausrichtung.“

Frage 3: Was verbindet Euer Unternehmen und Euch persönlich mit der Gemeinde Emstek?

„Unser Unternehmen ist tief in der Gemeinde Emstek verwurzelt. Die Familie Hackstedt ist seit weit über 100 Jahren in der Region ansässig – diese lange Geschichte prägt unser Denken und Handeln bis heute.

Ein großer Teil unserer Mitarbeitenden stammt direkt aus Emstek oder der näheren Umgebung. Das schafft nicht nur kurze Wege, sondern auch ein starkes Gemeinschaftsgefühl und eine enge Verbundenheit mit der Region.

Darüber hinaus unterstützen wir aktiv das Gemeindeleben – unter anderem als Sponsor von örtlichen Sportvereinen, dem Schützenverein und dem Musikverein. Für uns ist es selbstverständlich, einen Teil zur Lebensqualität und zum sozialen Miteinander in Emstek beizutragen.“

Frage 4: Was erwartet Ihr von Politik und Verwaltung der Gemeinde Emstek?

„Wir sind mit der aktuellen Entwicklung und Zusammenarbeit in der Gemeinde Emstek sehr zufrieden. Unsere Erwartung an Politik und Verwaltung ist daher vor allem, dass die Rahmenbedingungen so verlässlich und praxisnah bleiben wie bisher.

Stabile Strukturen, kurze Entscheidungswege und eine offene Kommunikation – das schätzen wir sehr und wünschen uns, dass dieses Miteinander auch in Zukunft erhalten bleibt.“

Frage 5: Ihr habt einen Wunsch frei: Was würdet Ihr in Deutschland einführen, abschaffen oder verändern?

„Unser Wunsch wäre mehr echte Chancengleichheit im europäischen Wettbewerb. Zwar sieht das Konzept der EU gleiche Regeln für alle vor, doch in der Praxis werden diese oft nicht ausreichend kontrolliert – besonders bei Themen wie Kabotage, Lohnniveau und Sozialvorschriften.

Gerade bei Ausschreibungen oder Großprojekten stehen wir häufig in Konkurrenz zu Unternehmen aus anderen EU-Staaten, die nach ganz anderen sozialen und arbeitsrechtlichen Standards arbeiten. Das führt zu einem Wettbewerbsnachteil für Betriebe, die sich an die deutschen Vorschriften halten.

Hier wünschen wir uns von der Politik klare Regeln, stärkere Kontrollen und eine faire Umsetzung der europäischen Idee – damit Qualität, Verlässlichkeit und faire Arbeitsbedingungen wieder mehr zählen als der billigste Preis.“

Foto v. l.: Kämmerer Bernd Michael Lüske, Erster Gemeinderat Reiner kl. Holthaus, Clemens Hackstedt, Nadine Hackstedt, Alexander Hackstedt, Bürgermeister Michael Fischer

Text: Chiara Boxhorn

Foto: Linda Eckhoff