„Frisch & verpackt“ sind erste Schlagworte, die zu lesen sind, wenn man die bekannte Suchmaschine im Internet nach der Kühling Fruchthandel KG aus Emstek befragt.
Wofür diese Schlagworte und vor allem das Unternehmen stehen, durften Bürgermeister Michael Fischer, Erster Gemeinderat Reiner kl. Holthaus und Kämmerer Bernd Michael Lüske kürzlich bei ihrem Besuch im ecopark von Geschäftsführerin Lena Kühling und ihren Eltern und Gründern des Unternehmens Christa und Helmut Kühling erfahren.
Das Familienunternehmen besteht schon seit 25 Jahren, im September dieses Jahres konnten sowohl das Jubiläum als auch die erfolgreiche Unternehmensnachfolge zugleich gefeiert werden. Zum Fest war auch Bürgermeister Fischer eingeladen und erfuhr einen ersten Eindruck der Unternehmensgeschichte. Schnell wurde klar, dass ein ausführlicherer Austausch von Unternehmen und Verwaltung folgen sollte. Im kommenden Jahr bestünde dann die Möglichkeit ein 15-jähriges Jubiläum zu feiern, denn seit 2010 ist das Unternehmen in der Nord-Allee des ecoparks ansässig. Mittlerweile besteht die „Familie Kühling“ aus einem zehnköpfigen Team.
Aber zurück zum Anfang: „Frisch & verpackt“ steht für die beiden Geschäftsbereiche der Kühling Fruchthandel KG – den Fruchthandel und den Verpackungshandel.
Im Bereich des Fruchthandels beliefert das Unternehmen Fachgroßhandel, Großmärkte und die Lebensmittelindustrie in ganz Deutschland & Europa mit frischen Erdbeeren, Heidelbeeren, Spargel, Himbeeren, Brombeeren, Mirabellen und Frühkartoffeln. Hier biete das Unternehmen den Landwirten einen „Full-Service“, bei dem diesen möglichst alle Arbeitsschritte abgenommen werden, mit Ausnahme von Anbau und Ernte, erklärte Lena Kühling der Verwaltungsspitze. Egal, ob Verpackung, Auszeichnung, Reklamationsabwicklung oder neue gesetzliche Anforderungen, das Unternehmen unterstützt seine Partner in jeglicher Hinsicht. Mit 2.500.000 Kilogramm Absatzmenge pro Jahr machen die Erdbeeren den größten Vermarktungsanteil bei der Firma Kühling aus, gefolgt von Heidelbeeren mit 125.000 Kilogramm und Spargel mit 75.000 Kilogramm pro Jahr.
Und wie lässt sich frisches Obst und Gemüse am besten verkaufen? Natürlich in der optimalen, nachhaltigen Verpackung. Hier sind vor allem Material und Verpackungsgröße ausschlaggebende Faktoren, die stetig an die aktuelle Nachfrage des Marktes angepasst werden wollen. Ob Obst- und Gemüseverpackungen aus Holz oder Karton, mit oder ohne Siegel, Tragetaschen oder Beutel – hier ist für jede Frucht etwas dabei.
Beide Geschäftsbereiche der Firma Kühling greifen ineinander und schaffen wertvolle Synergieeffekte. Durch den Fruchthandel hat das Unternehmen stets einen genauen Überblick über das Marktgeschehen. Anforderungen und benötigte Mengen können im Laufe der Erntesaison laufend abgeschätzt und optimal an die aktuellen Gegebenheiten angepasst werden. Gleichzeitig bringt der Verpackungshandel auf der anderen Seite den Vorteil, dass Kühling flexibel und preislich attraktiv ist. Sonderwünsche von Beeren- und Spargelkunden können kurzfristig umgesetzt werden, wodurch bestmögliche Preise erzielt werden. Diese enge Verzahnung der Geschäftsbereiche ist einzigartig und stellt ein besonderes Alleinstellungsmerkmal dar, das Kühling zu einem starken und zuverlässigen Partner in der Branche macht.
Mit Vlies und Folien gehören auch die liebevoll genannten „Bettdecken für die Pflanzen“ zum Angebot des Unternehmens, genau wie Mini-CA-Behälter, die das Lagern unter einer besonderen Atmosphäre (mehr CO², weniger Sauerstoff zur Entschleunigung des Reifeprozesses) ermöglichen. Darüber hinaus hat die Firma Kühling auch Erntezubehör und Produkte für die Transportsicherung im Repertoire.
Die Verwaltungsspitze aus Emstek interessiert sich jedoch nicht nur für Strukturen, Abläufe und Prozesse der örtlichen Unternehmen. Für sie ist es auch von besonderer Bedeutung, von Herausforderungen und Problemen, aber auch von Wünschen und Verbesserungsvorschlägen der Verwaltung und Politik zu erfahren, da nur so das Miteinander von Gemeinde und Unternehmen stetig verbessert werden kann – denn wie sagte einst der Dichter Johann Wolfgang von Goethe: „Man gewinnt immer, wenn man erfährt, was andere von uns denken“.
Aus diesem Grund wollten sie im Rahmen ihres Besuches von der jungen Unternehmerin Lena Kühling wissen, welche Herausforderungen sie in Ihrem Geschäftsbereich sieht und was sie sich seitens der Gemeinde Emstek wünschen würde:
Frage 1: Wie ist die Situation in Deiner Branche aktuell? Was ist momentan ein großer Vorteil und was ein Nachteil?
„Die aktuelle Situation in der Lebensmittelbranche zeigt sich zweigeteilt:
Ein großer Vorteil: Lebensmittel werden immer gebraucht und das gilt auch für unsere Produkte wie Erdbeeren und Heidelbeeren. Sie sind bei den Verbrauchern sehr beliebt und genießen einen großartigen Ruf. Diese Wertschätzung macht die Arbeit in der Branche besonders erfüllend.
Ein klarer Nachteil: Beeren und Spargel sind hochwertige, aber auch preisintensive Produkte. In Zeiten, in denen viele aufs Geld schauen müssen, wird oft weniger gekauft. Außerdem hängt unsere Branche stark von äußeren Faktoren ab – vom Wetter bis hin zu politischen Entscheidungen. Was davon die größeren Herausforderungen bringt, darüber lässt sich sicherlich streiten.“
Frage 2: Vor welchen Herausforderungen wird Dein Unternehmen in den nächsten 5 Jahren stehen?
„In den nächsten fünf Jahren stehen wir vor einigen großen Aufgaben, die uns und die ganze Branche bereits seit einigen Jahren zunehmend herausfordern:
1. Höhere Kosten: Unter anderem durch steigende Mindestlöhne, welche auch für temporär eingesetzte Erntehelfer aus dem Ausland gelten, und die immer strengeren Anforderungen an Anbau und Qualitätsmanagement. Das macht die Arbeit anspruchsvoller und teurer.
2. Mehr Bürokratie: Die vielen neuen Vorschriften nehmen uns immer mehr Zeit und Energie, die wir eigentlich lieber in unsere Produkte und die Zusammenarbeit mit unseren Partnern investieren würden.
3. Starker Wettbewerb: Andere Länder haben oft einfachere Rahmenbedingungen, was für unsere Landwirte und uns bedeutet, dass wir umso klüger und effizienter arbeiten müssen, um weiterhin erfolgreich zu sein.
Wir müssen diese Herausforderungen als Chance nutzen, um noch besser zu werden. Mit neuen Ideen, viel Engagement und einem starken Team müssen wir diese Hürden gemeinsam meistern – und weiterhin für die Qualität stehen, die unsere Kunden so schätzen.“
Frage 3: Was verbindet Dein Unternehmen und Dich persönlich mit der Gemeinde Emstek?
„Unser Firmensitz im Ecopark verbindet uns eng mit der Gemeinde Emstek. Der Standort ist für uns logistisch und organisatorisch ideal. Besonders schätzen wir die effiziente, pragmatische und ideenfreundliche Zusammenarbeit mit der Gemeinde.
Auch die Atmosphäre im Ecopark ist außergewöhnlich: Der Austausch mit den Nachbarn – anderen Unternehmen und der Parkleitung – ist nicht nur hilfreich und kollegial, sondern oft auch freundschaftlich. Diese Verbindung gibt uns und unserem Team das Gefühl, hier genau richtig zu sein.“
Frage 4: Was erwartest du von Politik und Verwaltung der Gemeinde Emstek?
„Von der Politik und Verwaltung der Gemeinde Emstek erwarte ich vor allem, dass sie ihre effiziente, pragmatische und ideenfreundliche Arbeitsweise beibehält. Es ist wichtig, dass Unternehmen weiterhin unkompliziert Unterstützung finden und Prozesse so schlank und lösungsorientiert wie möglich bleiben.
Besonders in einem dynamischen Gewerbegebiet wie dem Ecopark wünsche ich mir, dass der offene Austausch und die enge Zusammenarbeit mit den Unternehmen weiter gestärkt werden, um gemeinsam die Attraktivität des Standorts langfristig zu sichern.“
Frage 5: Du hast einen Wunsch frei: Was würdest du in Deutschland einführen, abschaffen oder verändern?
„Wenn ich einen Wunsch frei hätte – ohne Rücksicht auf Hürden – würde ich die gesamte Bürokratie in Deutschland einmal auf Null setzen und komplett neu denken. Ganz so, als würde man ein neues Unternehmen gründen: Prozesse klar, effizient und zukunftsorientiert, ohne Altlasten, die im Weg stehen. Mein Traum wäre eine einfache, digitale Verwaltung mit einheitlichen Regeln und einem zentralen Zugang für alle.
Das bedeutet für mich:
1. Unnötiges weglassen: Alte, komplizierte Vorschriften aussortieren und durch moderne, sinnvolle Lösungen ersetzen.
2. Alles digitalisieren: Ein einheitliches System schaffen, das Behörden und das Gesundheitssystem umfasst – das würde enorm viel Zeit, Geld und Papier sparen.
3. Prozesse vereinfachen: Verwaltungswege so gestalten, dass sie für Menschen und Unternehmen schnell und einfach verständlich sind.
4. Selbstverantwortliches Handeln nicht nur zulassen, sondern aktiv einfordern: Die Menschen ermutigen, eigenständig Entscheidungen zu treffen und Verantwortung für sich und andere zu übernehmen – und dies durch passende Rahmenbedingungen unterstützen.
Das Ergebnis wäre ein Staat, der modernes Handeln fördert, Verantwortung stärkt, Gleichberechtigung ernsthaft lebt und zeigt, wie Effizienz, Unternehmertum und Gemeinschaft zusammen funktionieren können.
Darüber hinaus wünsche ich mir von uns allen in Deutschland: Lasst uns mit Respekt, Wertschätzung und ein bisschen mehr Freundlichkeit aufeinander zugehen. Gemeinsam, mit Achtung und Unterstützung, können wir vieles einfacher machen – und es wird für alle angenehmer.“
Foto v. l.: Kämmerer Bernd Michael Lüske, Erster Gemeinderat Reiner kl. Holthaus, Bürgermeister Michael Fischer, Christa Kühling, Lena Kühling, Helmut Kühling
Text und Foto: Linda Eckhoff